Adaptives Lernen – ein neuer Zukunftstrend (?) oder wird der Tutor arbeitslos?

Aktuell wird im deutschen E-Learning-Markt verstärkt von sogenannten „Adaptiven Lernsystemen“ gesprochen. Was ist damit gemeint?

Häufig sieht ein E-Learning (siehe dazu: Was ist eigentlich E-Learning?) so aus, dass ein Lerner ein „Computer based Training“ (CBT) bzw. ein „Web based Training“ (WBT) bearbeitet, welches auf einer CD oder Lernplattform (LMS) abgelegt ist. Hierbei werden mehr oder weniger linear Lerninhalte mit Hilfe von Texten, Grafiken, Animationen etc. präsentiert und am Ende kann oft ein Test bzw. eine Übung als Lernerfolgskontrolle durchgeführt werden. Bei dieser Lernform kann der Lerner Ort und Zeit sowie das Lerntempo selbst bestimmen. Die Möglichkeit auch den Lerninhalt individuell auszuwählen, besteht in der Regel nicht.
Bei der Variante „Blended Learning“ (Kombination von virtuellen Lernphasen und Präsenzseminaren), in der oft ein Tutor als „menschlicher Faktor“ eingesetzt wird, können auch die Inhalte besser an die Bedürfnisse der Lernenden (z.B. Vorwissen, individuelle Vertiefungen) angepasst werden.

Diese Funktion sollen zukünftig mehr und mehr die „Adaptiven Lernsysteme“ übernehmen, weshalb sie auch  als „Tutorielle Assistive Systeme“ oder „Intelligent Tutoring Systems (ITS)“ bezeichnet werden.

Lernbedürfnisse und Lernstile berücksichtigen

Diese Lernsysteme sollen also die Lernbedürfnisse und Lernstile der Lernenden berücksichtigen und somit die Fähigkeiten von menschlichen Tutoren nachahmen. Dies geschieht vereinfacht beschrieben folgendermaßen:

  • Der Lernende bearbeitet einen Lerninhalt.
  • Das Lernsystem misst definierte Handlungen der Lerners (z.B. Tastaturtracking, Bearbeitungszeit, Anzahl richtiger bzw. falscher Testantworten).
  • Das Lernsystem kann dem Lerner ggf. auch direkt Fragen stellen und auswerten (z.B. nach dem empfundenen Schwierigkeitsgrad).
  • Nun interpretiert das System die Handlungen, Reaktionen und Antworten des Lerners. Es kann ggf. auch Vergleiche mit anderen Lernenden durchführen und den Lerner einem bestimmten Lerntyp zuordnen.
  • Aus Basis dieser Analyse und Interpretation wird nun automatisch ein bestimmter Lerninhalt ausgewählt oder eine bestimmte Funktion des LMS (z.B. Zugang zu einem Forum) aktiviert.

Das Institut für Medien- und Kompetenzforschung (MMB) hat sich in seinem MMB-Trendmonitor I/2014 mit dieser Thematik beschäftigt und dazu auch eine Befragung unter deutschen E-Learning-Anbietern durchgeführt. Die Befragung zeigt, dass „das Angebot an adaptiven Lernsystemen deutlich größer geworden und für die nächsten Jahre in diesem Markt eine gewisse Nachfrage zu erwarten ist“.

Blended Learning mit Erfolgsfaktor Tutor 

Diese Lernsysteme stecken aber noch in den „Kinderschuhen“ und werden den Tutor bzw. Trainer auch nicht ersetzen können. Dies ist aber auch nicht angestrebt. Allerdings wird der Tutor entlastet und einige seiner Aufgaben und Aktivitäten an ein Lernsystem abgeben können. Das MMB-Institut resümiert, dass es „nun an der Zeit ist, die Vor- und Nachteile dieser Systeme genauer zu erforschen und Standards zu entwickeln, wie diese im Unternehmen eingesetzt werden können“.

Vorläufig bleibt es dabei, dass die tutorielle Betreuung in einem Blended Learning Arrangement ein zentraler Erfolgsfaktor ist. Hierbei fungiert der Tutor als „Lernbegleiter“ dessen Betreuungsintensität individuell von Lerner zu Lerner variiert.

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2 Kommentare

  1. Liebe Imelda,
    am besten lernt man doch, wenn man aus verschiedenen Lernformaten wählen bzw. diese kombinieren kann. In unseren Seminaren, Zertifikatsreihen und Lernreisen wechseln sich viele Lernformate ab. Wir setzen dabei stark auf die Zusammenarbeit der Lernenden in Diskussionen, Austauschformaten und Übungen und auch auf Lerngruppen. Reines E-Learning kann aber sinnvoll sein, um z.B. alle Teilnehmer/innen eines Seminars mit Grundlagen vertraut zu machen, in ein Thema einzuführen oder alle auf den gleichen Wissenstand zu bringen. Und dann geht es gemeinsam weiter! E-Learnings können übrigens sehr unterhaltsam und spannend aufbereitet sein! Und Notizen mache ich mir auch noch 😉 Also, einfach mal ausprobieren.
    Viele Grüße,
    Katja

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