Beim Anforderungsmanagement besteht noch Luft nach oben

Dass sich mit systematischem, strukturiertem Anforderungsmanagement viel erreichen lässt, berichteten sieben Experten beim ibo-Trendforum am 11. November 2014 in Frankfurt. Sie gaben Einblicke „hinter die Kulissen“, wie sie in ihrer Praxis die Potentiale eines guten Requirements Engineerings nutzen. Damit haben sie in ihren Unternehmen die „Luft nach oben“ genutzt, die häufig noch bei Anforderungsmanagement besteht: klare Rollen, ein definiertes Vorgehen, strukturierte Ergebnistypen, ein gemeinsames Verständnis.
Die Teilnehmer nutzten die Chance, zahlreiche Fragen an die Referenten zu richten. Über 60 Teilnehmer zeigten sich sehr zufrieden mit den Vorträgen und dem Erfahrungsaustausch.

Bereits im Vorfeld beantworteten die Experten fünf wesentliche Fragen zum Anforderungsmanagement. Die Antworten lesen Sie in fünf schon veröffentlichten Blogartikeln.
Hier ein Überblick zu den Vorträgen.

Den Eröffnungsvortrag hielt Thomas Lenzner, SOKA-BAU: „Mit Systematik zur Begeisterung – Anforderungsmanagement erfolgreich einführen„.

Mit der Erfahrung mehrerer Einführungen von Anforderungsmanagement berichtete er, wie man erfolgreich von „erlebtem“ zu „gelebtem“ Anforderungsmanagement komme. Zur systematischen Einführung gehören strategische und operative Ziele, so sein Credo. Thomas Lenzner stellte unterschiedliche Einführungsvarianten vor: parallel, sequentiell, reifegradorientiert.
In einem Praxisbeispiel zeigte er den Weg einer erfolgreichen Einführung: angefangen bei der Identifikation der Schmerzpunkte, über umgesetzte Maßnahmen, bis hin zu nachhaltigen Ergebnissen.

Paula Azevedo, DaimlerProtics, berichtete zu „Systematik und Methodik von Anforderungsmanagement – am Beispiel eines Car-Connectivity-Projektes„.

Dienste im Auto werden immer wichtiger, wie z.B.

  • Zugriff auf Soziale Netzwerke,
  • Sicherheitsdienste,
  • Live Traffic Informationen.

Viele Beteiligte im Entwicklungsprojekt für diese Dienste erhöhten dabei die Komplexität. Diese werde durch einen Prozess beherrscht, der mit der Ideensammlung und -analyse starte und der Inbetriebnahme ende. Mit einer definierten Systematik werde den unterschiedlichen Anforderungen im Requirement Management begegnet. Dabei kommen passgenaue Anforderungsdokumente zum Einsatz.
Die Teilnehmer erhielten wertvolle Hinweise für ihre eigene Praxis durch die vorgestellten Erfolgsdeterminaten: u.a. eindeutige Trennung zwischen Konzept- und Anforderungsphase, Trennung zwischen Kunden- und Systemanforderungen.

Der Vortrag von Ramsi Dehmes und Harald Rechert, peiker acustic, schloss sich inhaltlich nahtlos an: „Spannungsfelder in der Anforderungsanalyse: Start of Production – Und was dann?

Sie berichteten, wie sie die Vielzahl von Anforderungen beherrschen, die z.B. ein Automobilkonzern stelle. Mit Hilfe des V-Modells werden Anforderungen erfolgreich bearbeitet. Den Anforderungsmanagern komme dabei die Aufgaben zu

  • Requirements zu sortieren,
  • zu konsolidieren und
  • zu dokumentieren.

Drei weitere wichtige Aufgabenfelder seien die Kommunikation mit allen Beteiligten, Sicherstellung von Traceability und Handhabung von Change Requests. So gelinge es innerhalb kurzer Zeit eine große Anzahl von Anforderungen zu behandeln, und dabei viele Abteilungen mit einzubeziehen.

Burkhard Fischer, Leiter Kunden- und AnforderungsManagement, berichtete über „REgeneration eines Prozesses. AnforderungsManagement bei der Sparkassen-Versicherung Sachsen„.

Der seit zwei Jahren installierte Prozess sei nicht nur akzeptiert, sondern sehr erfolgreich. Klare Rollen und Aufgabenfelder bildeten die Grundlage. Der Prozess biete mit

definierte Dokumente, die flächendeckend eingesetzt werden. Der Erfolg zeige sich auch darin, dass die Methoden inzwischen auch außerhalb der IT angewendet werden.
Herr Fischer betonte, dass gezielte Trainings (angelehnt an CPRE) durchgeführt werden und sinnvoll seien.

Wie „Das perfekte Zusammenspiel von Anforderungs-, CR- & Projektmanagement – Best Practices der Business-Analyse“ funktioniert, berichtete Thomas Bähr, Gothaer Systems.

Strukturiertes Anforderungsmanagement bringe frühzeitig fachliche Ziele und technische Möglichkeiten zusammen. Wichtige Rollen spielten dabei IT Business Analysten und Fachbereichs-Experten. Dazu gebe es ein Curriculum Business Analyse, das die Anforderungen an einen BA festlege.
Für Change Requests gebe es eine stringente Handhabung mit vier Priorisierungsstufen.
Herr Bähr erläuterte den Prozess und die Ergebnistypen der Business-Analyse, angefangen bei der Anforderungsdefinition bis zum Systemdesign.
Den Erfolg zeigten nicht nur die positiven Bewertungen seitens der Fachbereiche, sondern auch entsprechende Kennzahlen.

Im letzten Vortrag präsentierte Stefan-Markus Eschner, CURSOR, „Software, die begeistert! – Wie aus guten Ideen flexible und effiziente Softwarelösungen entstehen„.

Das Cursor-Vorgehensmodell unterscheide zwischen

  • Standardanforderungen, die überschaubar, griffig, präzise seien, und
  • Grobanforderungen, die unpräzise, unvollständig, umfangreich seien.

Anhand eines konkreten Beispiels erläuterte Herr Eschner den Weg, den eine Grobanforderung durch den Anforderungsprozess nehme. Die verschiedenen Beteiligten profitierten dabei durch die durchgängige Toolunterstützung.
Sein Fazit fiel sehr positiv aus: Vorteile planorientierter und wandelgetriebener Vorgehensmodelle werden kombiniert. Dies gebe Sicherheit und Flexibilität zugleich.

Alle Referenten stellten sich beim abschließenden Top-Podium den Fragen und diskutierten mit den Teilnehmern zusammen die Erfolgsaussichten, die systematisches Anforderungsmanagement bietet.
Viele Teilnehmer merkten sich das nächste ibo-Trendforum rund um Anforderungen vor: 3. November 2015. Bis dahin finden weitere ibo-Trendforen statt, mit einem abwechslungsreichen Setting aus Praxisberichten, Diskussionen und Networking.

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