KI-gestützte Prozessautomatisierung: Warum Konnektivität entscheidet

Künstliche Intelligenz kann Prozesse erst dann wirklich autonom, lernfähig und in Echtzeit steuern, wenn alle beteiligten Systeme und Datenquellen über einen einheitlichen Integrations-Layer verbunden sind. Durch End-to-End-Orchestrierung auf Basis von BPMN verschmelzen ERP, CRM und spezialisierte Fach­anwendungen zu einem durchgängigen Prozess, der situativ von KI-Agenten gesteuert und vom Menschen kontrolliert wird. Das Ergebnis: schnellere Abläufe, weniger Fehler und ein konsistentes Omni-Channel-Erlebnis für Kunden.

Der Blogbeitrag zeigt, wie Unternehmen durch die Verbindung von Systemen, Daten und Menschen eine neue Ära des Prozessmanagements einläuten – orchestriert, lernfähig und in Echtzeit. Entdecken Sie, warum eine KI-gestützte Prozessautomatisierung erst durch Konnektivität ihr volles Potenzial entfaltet.

AI bzw. KI und vernetzte Prozesse

Automatisieren reicht nicht – die wahre Herausforderung heißt: Konnektivität

Viele Unternehmen setzen längst auf digitale Tools: SAP oder Salesforce für zentrale Geschäftsprozesse, daneben spezialisierte Branchenlösungen, Self-Service-Portale, Legacy-Systeme – und obendrauf Dutzende SaaS-Anwendungen für jede erdenkliche Aufgabe. Was dabei entsteht, ist oft ein Flickenteppich aus Systemen. Jedes Tool optimiert lokal, aber selten im Zusammenspiel.

Dazu kommen neue Schichten: IoT-Sensoren in Maschinen, vernetzte Geräte, mobile Anwendungen, standortübergreifende Datenflüsse. All das soll gemeinsam funktionieren und genau hier scheitert die Praxis oft. Es fehlen Standards. Es fehlen Schnittstellen. Und es fehlt ein verbindender Rahmen.

Konnektivität ist deshalb nicht nur ein Technologiethema – sie wird zur strategischen Kernkompetenz. Sie entscheidet, ob Informationen fließen, ob Systeme harmonieren, ob Prozesse lückenlos durchlaufen. Ohne Konnektivität bleibt jede KI-Initiative Stückwerk.

End-to-End-Orchestrierung mit BPMN

Konnektivität allein genügt nicht. Systeme müssen nicht nur kommunizieren, sondern auch gemeinsam handeln und das abgestimmt, zielgerichtet, nachvollziehbar. Genau das leistet Orchestrierung. Sie verknüpft Anwendungen, Systeme, Datenflüsse und Rollen zu einem durchgängigen Prozessbild, das kanalübergreifend funktioniert.

Orchestrierung macht End-to-End-Prozesse steuerbar – selbst wenn sie sich über Dutzende Plattformen, Technologien und Abteilungen erstrecken. Mit BPMN lassen sich nicht nur klassische Prozesslogiken modellieren, sondern auch dynamische Elemente wie Ereignisse, Gateways, Zwischenereignisse oder Ad-hoc-Teilprozesse einbinden. So entsteht eine orchestrierte Mischung aus stabilen, deterministischen Abläufen und flexiblen, KI-gesteuerten Reaktionen auf aktuelle Situationen.

Ob ein Kunde über die App bestellt, per E-Mail reklamiert oder im Callcenter nachfragt – orchestrierte Prozesse sorgen dafür, dass alles zusammenpasst. Für den Kunden fühlt es sich wie ein einziger, nahtloser Dialog an. Für das Unternehmen wie ein strukturierter, steuerbarer End-to-End-Prozess in Echtzeit.

Konnektivität + Orchestrierung = Prozessintelligenz

Nur wenn Unternehmen ihre heterogenen IT-Landschaften verbinden und gleichzeitig orchestrieren, entsteht echte Prozessintelligenz. Erst dann entfalten Technologien wie RPA, IDP, generative KI oder Machine Learning ihre Wirkung. Erst dann gelingt es, aus punktuellen Automatisierungen nahtlose End-to-End-Erlebnisse zu gestalten.

Ein Agent, der Daten aus einem CRM zieht, auf eine IDP-Anwendung zugreift, in Echtzeit eine Entscheidung vorschlägt und gleichzeitig in SAP den passenden Buchungssatz erzeugt – das geht nur, wenn alle Systeme mitspielen, wenn sie verbunden sind und einheitlich gesteuert werden.

Von der Automatisierung zur autonomen Prozess-Intelligenz

Alle reden über Copiloten – aber wer fliegt denn eigentlich zukünftig?

Generative KI erlebt gerade ihren großen Auftritt. Teams schreiben schneller, Inhalte entstehen automatisiert, Präsentationen bauen sich wie von selbst. In jedem zweiten Tool steckt plötzlich ein „Copilot“. Die Erwartungen sind hoch: mehr Effizienz, mehr Output, mehr Geschwindigkeit.

Doch während sich alles um diese neuen Helfer dreht, stellt sich eine grundlegendere Frage: Wer übernimmt eigentlich das Steuer? Wer entscheidet, wann ein Prozess beginnt, welche Route er nimmt, wo er abweicht – und wann er autonom ans Ziel gelangt?

Genau hier beginnt das eigentliche Thema.

Autonome Prozesse:
– entstehen nicht mehr aus linearen Vorgaben, sondern aus Daten, Kontext und Entscheidungskraft
– handeln situativ, passen sich an, lernen mit jeder Schleife
– verbinden Systeme, Menschen und Maschinen und funktionieren nicht mehr nach einem vordefinierten Drehbuch.

Wer das zu Ende denkt, erkennt: Wir stehen nicht nur vor einer neuen Technologie. Wir stehen vor einem neuen Verständnis von Prozessmanagement.

Welche Rolle spielen KI-Agenten in der Prozessautomatisierung?

Die spannendste Entwicklung liegt in der Verlagerung von Steuerung auf Entscheidung. KI-basierte Agenten beobachten, interpretieren, handeln – und das ohne ständige Vorgaben. Sie erkennen Muster, reagieren auf Abweichungen und erzeugen in Echtzeit neue Abläufe.

Beispiel für einen Use Case aus der Praxis: Rechnungsprüfung in Echtzeit
Ein Agent prüft eingehende Rechnungen, erkennt einen Widerspruch, holt automatisch fehlende Dokumente ein, gleicht sie mit der Bestellung ab und korrigiert selbstständig die Kontierung. Niemand hat diesen Ablauf vorher definiert – der Agent hat ihn erzeugt. Kontextbezogen, zielsicher, effizient.

Prozesse entstehen nicht mehr auf dem Reißbrett. Sie formen sich dynamisch.

Konnektivität und Orchestrierung aller Automatisierungen und Ki-Bausteine zu einem End-to-End-Prozess am Beispiel einer Rechnungsprüfung
Bespiel: Rechnungsprüfung in Echtzeit

Warum wir nicht alles den Maschinen überlassen wollen

So überzeugend KI auch agiert – sie bleibt ein Werkzeug. Ein intelligentes, lernendes, aber kein verantwortliches. Sobald Prozesse in sensible Bereiche führen, muss der Mensch beteiligt bleiben. Entscheidungen über personenbezogene Daten, finanzielle Freigaben, ethische Bewertungen oder sicherheitsrelevante Vorgänge dürfen nicht im Dunkeln passieren.

Deshalb braucht es eine bewusste Gestaltung der Zusammenarbeit. Es reicht nicht, der KI Aufgaben zu überlassen. Es kommt darauf an, wann und wie sie mit dem Menschen interagiert. Manchmal reicht es, zu informieren. Manchmal muss der Mensch zustimmen. Und manchmal führt er aktiv – die KI begleitet.

Compliance & Governance: Kontrolle bei KI-Entscheidungen

In dieser neuen Welt darf ein Punkt nie untergehen: die Kontrolle. Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch zulässig. Und nicht jede Entscheidung darf KI alleine treffen. Gerade in hochregulierten Branchen oder bei sicherheitskritischen Prozessen muss Compliance von Anfang an mitgedacht werden.

Hier zeigt sich erneut die Stärke orchestrierter Konnektivität: Unternehmen können aktiv festlegen, wo sie menschliche Kontrolle einbauen, wo sie Logs mitschreiben, wo sie Prüfprozesse integrieren – und wie sie KI absichern, ohne ihre Geschwindigkeit zu verlieren.

Prozesse verbinden und automatisieren statt verwalten

Klassisches Prozessmanagement verwaltete Abläufe. Die Zukunft verbindet sie. Sie macht sie lernfähig, reaktionsschnell, vernetzt. Agenten, KI, Prozessautomatisierung und menschliches Eingreifen spielen nicht gegeneinander – sie ergänzen sich. Aber nur dann, wenn die Verbindung stimmt. Wenn Konnektivität nicht als IT-Aufgabe verstanden wird, sondern als strategisches Rückgrat der Organisation.

Konnektivität entscheidet, ob Prozesse bremsen oder beschleunigen. Und sie entscheidet, ob KI zur Einzellösung oder zum intelligenten Netzwerker wird.

Zum Autor

Wie gehen Sie die Einbindung von KI in Ihre Prozesslandschaft an?
Ist Konnektivität dabei eine Frage der Strategie?
Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar!

Prof. Dr. Guido Fischermanns
guido.fischermanns@ibo.de

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