Ende September wurde die neue ICB 4.0 (Individual Competence Baseline) von der Delegiertenversammlung der IPMA (International Project Management Association) auf dem World Congress in Panama-Stadt verabschiedet.
Eine PDF-Version der neuen ICB kann auf der Website der IPMA heruntergeladen werden. Die deutschsprachige Fassung befindet sich – laut GPM (Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.) – in der Übersetzung und wird als NCB 4.0 Anfang 2016 auf der GPM Website verfügbar sein.
Worin bestehen die wesentlichen Änderungen der neuen ICB 4.0?
Im Zentrum der Überarbeitung standen drei Ziele: “
1. Erweiterung um die Domänen Programm- und Portfoliomanagement
2. Einarbeitung neuer Trends und Entwicklungen wie Nachhaltigkeit und Agilität und
3. Definition von Indikatoren, mit denen sich Kompetenzen konkret beobachten und entwickeln lassen.“ (Thyssen, Sedlmayer, Fuster: ICB4-Kompetenzstandard für Projekte, Programme und Portfolios. in: pm aktuell, 1.2016)
Während die Vorgängerversionen der ICB 4.0 besonders als Grundlage für die IPMA-Zertifizierung dienten, will die ICB 4.0 auch Information und Unterstützung für andere Bereiche, z.B. Beratung, Training und Coaching, bieten. Die ICB 4.0 definiert nun insgesamt 29 Kompetenzelemente, die in drei Kompetenzbereiche (People, Perspective, Practice) unterteilt sind. Diese Kompetenzelemente werden anhand von Indikatoren beschrieben, welche neben der Definition auch Kriterien beinhalten, an welchen eine Kompetenz erkannt werden kann.
Die ICB 4.0 versteht sich komplementär zu den großen, eher prozessorientierten PM-Standards – z.B. PMBoK (PMI), Prince2, Scrum – und möchte einen übergreifenden Rahmen bilden, unter dem die anderen Standards zur Anwendung kommen können. (Thyssen, Sedlmayer, Fuster, a.a.O.)
Die ICB 4.0 gibt keine Anleitung oder Prozessbeschreibung, wann etwas zu tun ist, sondern beschreibt eben die Kompetenzen, die den Einzelnen (Individual Competence Baseline) im jeweiligen PM-Umfeld bzw. in der jeweiligen Situation erfolgreich handeln lassen. Handeln wird hier verstanden als Resultat von
- Wissen und Erfahrung (Knowledge)
- Können (Skills) und
- Fähigkeiten (Abilities) als situative Anwendung von Wissen, Erfahrung und Können.
Die nationalen Zertifizierungsstellen stellen nun ihre Zertifizierungsprozesse auf die neue ICB um. Spätestens Ende 2017 soll weltweit nach dem neuen Standard zertifiziert werden.