Positioniert Euch!
Dieses Motto schreiben sich gleich zwei Veranstaltungen auf die Fahnen. Bereits am 23.01.2014 befasste sich der VDMA im Rahmen eines Erfahrungsaustauschs unter Produktmanagern mit der Positionierungsfrage. Morgen und übermorgen (30./31.01.2014) steht dann das gleiche Thema auf der 8. Jahrestagung „Professionelles Produktmanagement im Maschinen- und Anlagenbau“ im Mittelpunkt. Mein Kollege Michael Berger und ich waren und sind auf beiden Veranstaltungen mit Vorträgen zum Thema organisatorische Verankerung und Positionierung vertreten.
Die organisatorische Vielfalt, die ich in der Praxis oft erlebe, lässt keine Wünsche offen. Ein Beleg dafür, dass es die eine optimale Organisationsform nicht gibt, auch wenn es sich um dieselbe Branche, um ähnliche Produkte und Kunden handelt. Zentralisierung oder Dezentralisierung, große oder kleine Leitungs- bzw. Führungsspannen? Bilden wir eigene Stabslinienabteilungen oder belassen wir die Aufgaben direkt in den Fachbereichen der Linienorganisation? Fragen, denen sich Organisatoren und Fachbereiche häufig stellen müssen. Die richtige Antwort liegt da meist im Auge des Betrachters oder des Betroffenen. Organisatoren müssen an dieser Stelle viel Überzeugungsarbeit leisten. Schwierig wird es immer dann, wenn solche Entscheidungen auf Ebene der Gesamtorganisation gefällt und akzeptiert werden sollen. Greift der Organisator dann zum Organigramm, verfällt dieser oft in einen Rechtfertigungszwang. Kurz: das Organigramm ist die falsche Grundlage, auf der aufbauorganisatorische Maßnahmen geplant und umgesetzt werden sollten. Es ist vielmehr als Ergebnistyp zu verstehen. Das Organigramm ist nicht der Input, sondern der Output eines Reorganisationsprozesses.
Die Wirkung aufbauorganisatorischer Gestaltung wird weniger in Stabsabteilungen oder Unternehmenszentralen wahrgenommen, sondern vielmehr dort, wo sich die Maßnahmen niederschlagen, nämlich in den betroffenen Fachbereichen. Organisatoren haben es dann oft schwer, sich mit ihren Konzeptvorschlägen, Checklisten und Maßnahmenkatalogen vor Ort in den Fachbereichen entsprechend Gehör zu verschaffen. Löst sich der Organisator hingegen von vorgefertigten Konzepten und macht die Organisation für die Betroffenen (be)greifbar und fassbar, dann fördert dies die Unterstützung und Akzeptanz durch die Fachbereiche. Was passiert? Der Organisator tritt als Promotor auf. Er macht Angebote, ist eher Moderator und Berater und eben nicht der hoheitliche Entscheider oder Umsetzer. Er liefert vielmehr Hilfe zur Selbsthilfe.
Bereits heute wird ein Großteil organisatorischer Fragestellungen durch die Fachbereiche selbst beantwortet. Die Rolle des Organisators ist daher auch längst eine andere, als noch zu Zeiten, in denen hoheitliche Aufgaben das Tagesgeschäft des Organisators bestimmten (Einhaltung von Standards, Durchsetzung von Richtlinien etc.). Der beratende Organisator muss dahin gehen, wo die ‚Musik spielt‘, dorthin wo es ‚weh tun‘ kann – in die Bereichsorganisation. Gute und erfolgreiche Organisation fängt bei jedem einzelnen an. Stellen Sie als Organisator doch Ihren Kollegen einfach mal die entscheidenden Fragen:
„Können sie ad hoc sagen, wie Sie in Ihrem Unternehmen positioniert sind? Welchen Nutzen stiften Sie? Wie ist Ihre Abteilung organisatorisch aufgestellt, welche Leistungen bieten Sie Ihren internen bzw. externen Kunden über welche Schnittstellen an? Kennen Sie Ihre eigenen Kernkompetenzen? Kennen Sie Ihre eigenen Prozesse? Und welche Erwartungen werden überhaupt an Sie und Ihre Kollegen/innen gerichtet?“
Solche Fragen werden erfahrungsgemäß viel zu selten gestellt. Die Antworten auf diese Fragen liefern jedoch die Grundlage für die richtige aufbauorganisatorische Verankerung im Unternehmen. Und sie kommen nicht vorgefertigt von Ihnen als Organisator sondern von den Fachbereichskollegen. Das schafft Vertrauen und liefert als Vorgehen die Basis für die notwendige Unterstützung vor Ort – ganz im Sinne des unternehmerischen Gegenstroms, der die organisatorischen Impulse sowohl von der Unternehmensspitze (top down) als auch von der Unternehmensbasis (bottom up) fordert.
Ich bin gespannt, ob es die Teilnehmer morgen und übermorgen auf der 8. Jahrestagung zum Produktmanagement im Maschinen- und Anlagenbau ähnlich sehen. Eine kleine Hilfestellung geben wir ihnen jedenfalls mit auf den Weg. Das Positionierungs-Canvas gilt als Blaupause für die richtige Positionierung und organisatorische Verankerung im Unternehmen. Machen Sie doch einfach mal den Selbst-Test (untere Abbildung). Können Sie die Fragen aus dem Stehgreif beantworten? Auf jeden Fall helfen Ihnen die Antworten zu begreifen, ob Sie organisatorisch an der richtigen Stelle positioniert sind und welche ‚weißen Flecken‘ oder Fragen auf der Positionierungs-Landkarte noch zu füllen bzw. zu beantworten sind.
Viel Spaß beim Ausprobieren.
Mehr Informationen zum Thema Organisationsentwicklung haben wir auf unserer Homepage für Sie zusammengefasst.