Prozessmanagement vs. Lean Management – Was macht den Unterschied aus?

Haben Sie sich die obige Frage auch schon einmal gestellt? Beruflich beschäftige ich mich mit beiden Managementansätzen intensiv. Daher hat es mich nicht losgelassen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszuarbeiten.

In der folgenden Tabelle sind beide Ansätze aufbereitet:

Prozessmenagement vs Leanmanagement

Trotz Gemeinsamkeiten zeigen sich auch klare Differenzen. Während beide Konzepte auf Dauer ausgerichtet sind, wird die Verantwortung beim Lean Management eher in der Linie gesehen. Sprich Optimierung beginnt bereits auf der Mitarbeiter- und Teamebene mit einfachen Techniken wie 5S oder 7V. Selbstorganisation am Arbeitsplatz kann dabei als eines der zentralen Elemente angesehen werden. Es werden somit nicht gleich komplexe prozessuale Probleme gelöst, sondern die alltäglichen Unzulänglichkeiten stehen im Fokus.
Es geht z.B. darum, einheitliche Standards für die Dokumentenablage, den Informationsaustauch oder die Kommunikation zu definieren und alle Arbeitsmaterialen griff- und einsatzbereit zu haben. Jüngste Studien berichten, dass jeder von uns täglich ca. 50 Minuten im Büro mit Suchen beschäftigt ist. Welche Verschwendung!
Somit ist jeder Mitarbeiter von Anfang an unmittelbar eingebunden. Lean Management verlangt also eine klare Bewusstseinsänderung jedes einzelnen Mitarbeiters. Während wir beim Prozessmanagement zumeist eher top-down vorgehen, steht beim Lean Management eindeutig das bottom-up im Vordergrund. Was natürlich nicht bedeutet, dass das oberste Management nicht hinter der Einführung von Lean Management stehen muss. Letztlich kann ich auch nur das von meinen Mitarbeitern verlangen, was ich selber vorlebe.
Die Probleme, welche nicht auf der Mitarbeiter- und Teamebene zu lösen sind, müssen dann allerdings auf die Prozessebene gebracht werden und hier kommen dann wieder die klassischen Prozessmanagement-Werkzeuge zum Einsatz.

Warum Lean Management wertvoll ist

Was lässt sich nun aus der Diskussion zusammenfassend ableiten: Lean Management ist für mich in zweierlei Hinsicht wertvoll. Zum einen stellt es für mich eine Vorstufe des Prozessmanagement dar, da die Optimierung bereits auf einer viel früheren und einfacheren Ebene startet. Zum zweiten ist es ein wunderbares Vorgehen der kontinuierlichen Optimierung, da jeder Mitarbeiter gefragt ist, seine Arbeitsweisen und -gewohnheiten immer wieder in Frage zu stellen und zu optimieren. Somit sind die beiden Konzepte nicht ein entweder oder, sondern vielmehr ein sowohl als auch.

Sie interessieren sich für weitere Themen rund um Prozessmanagement? Abonnieren Sie den ibo-Newsletter, um immer up to date zu sein!

9 Kommentare

  1. Hallo,

    eine sehr schöne knappe Zusammenfassung.

    Es ist mit Sicherheit nicht einfach (wenn überhaupt möglich?), Lean- und Prozessmanagement strikt abzugrenzen.

    Denke aber, diese grobe „Abgrenzung“ macht das schön deutlich.

    MfG
    Bernd Ruffing
    ruffing consult

    1. Hallo Herr Ruffing,

      vielen Dank für Ihren Kommentar.

      In der Tat sind die Grenzen zwischen Prozess- und Lean Management vielfach fließend. Das Schöne am Lean Management ist für mich die Leichtigkeit an die Optimierung heranzugehen.

      Viele Grüße,

      Manuel Simon

  2. Sehr gutes Thema,

    meiner Meinung nach müssen die Mitarbeiter viel stärker mit Entscheiden dürfen, alle müssen Hand in Hand arbeiten das das Unternehmen flexibel bleibt. Anders kann man sicher ansonsten bald nicht mehr Konkurrenzfähig sein. Stetige Verbesserung ist auch eines dieser Stichworte die ich mir für 2013 ganz groß auf die Todo-Liste gesetzt habe.

    LG Jens

    1. Hallo Herr Fischer,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. In der Tat müssen Mitarbeiter Hand in Hand arbeiten. Zusätzlich muss das Thema Lean Management aber auch von oberster Führungsebene unterstützt werden, damit es ein Erfolg wird.

      Gutes Gelingen für Ihre Vorsätze und viele Grüße,

      Manuel Simon

  3. Wenn es den meisten Mitarbeitern mal nicht egal wäre, denn oft ist man doch nur mit Suchen beschäftigt, weil nicht ordentlich gearbeitet wurde und jeder nach seinem Kredo vorgeht. Ich beschäftige mich erst seit kurzem mit Lean Management Methoden und versuche ständig im Unternehmen Optimierungen herauszuarbeiten. Wäre nur schön wenn tatsächlich mal alle an einem Strang ziehen würden.

    1. Hallo Herr Gottlieb,

      vielen Dank für Ihren Kommentar.

      Ich bin bei Ihnen, dass alle an einem Strang ziehen müssen, damit unternehmensweite Erfolge erzielt werden können. Man kann mit Lean Management allerdings auch auf der Arbeitsplatz- und Teamebene schon einiges bewegen. Das wichtigste ist nach wie vor, dass besonders auch das Management hinter den Veränderungen steht.

      Beste Grüße,

      Manuel Simon

  4. Guten Tag

    Ihre Zusammenfassung gefällt mir sehr gut.
    Lean Management ist ein absolut interessantes Thema.
    Würde mich über weitere Themen freuen.

    Viele Grüße
    Martina Breuer

  5. Sehr geehrter Herr Simon,

    Ich bin mir nicht sicher, ob sie die Materie Lean bereits vollständig durchdrungen haben. Lean ist Prozessmanagement (und dadurch viel mehr als 5S). Der Bottom-Up Ansatz sowie die unzureichenden Messgrößen sind mitunter ein Grund für das Scheitern vieler Lean Ansätze im unternehmens – oder konzernweiten Kontext.

    Kennzahlen: Nachdem es um Effizienz und Effektivität geht, sollte man differenzieren zwischen Verlustkennzahlen (alles was in der idealen Welt 0 ist), Aktivitäts Kennzahlen (Aktivitäten, die dazu führen, Verluste zu reduzieren bzw. Prozesskennzahlen, die die Effektivität/Effizienz messen -> Ineffizienzen sind Verluste) und Performance Kennzahlen (klassische Unternehmenskennzahlen).
    Damit können sie Lean Aktivitäten schon mal recht gut messen und den Beitrag zum Unternehmensergebnis deutlich machen.

    Bottom-Up: Ja, pro Problem ein Kaizen/KVP, aber das kann man auch größer denken, als „wie finde ich den Hammer“. Die Problemstellung kann sich durchaus auch auf höchste Ebenen definieren lassen (es werden nur dabei eine Vielzahl weiterer KVP‘s darunter erzeugt). Mehr als die Bereitschaft der „Obersten“ muss vor allem das Verständnis entwickelt werden. Hier gehen wir in die Arbeitspsychologie (Führung, Coaching, Teamentwicklung, …).
    Nur dadurch können Sie Lean tatsächlich „dauerhaft“ im Kopf der Menschen implementieren und werden damit mit überragender Deutlichkeit effizienter als mit 500 5S-Workshops. (Keine Frage, die sind auch gut und wichtig, denn der veränderungsresistenteste Bereich ist das mittlere Management – dort wo die Köpfe rollen und dort wo man seinen Platz in der Mitte der Herde nie verlassen will; es werden nur die Außenstehenden gefressen…also wenn man in der Mitte ist, nur nichts verändern).
    Schaffen sie es von oben und von unten Druck zu erzeugen, wird sich die Herde in Bewegung setzen…und dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit erfolgreich nachhaltig Lean zu betreiben.

    …und als Randnotiz: das alles passiert in den Prozessen, die täglich ablaufen (nicht in denen, die niedergeschrieben sind bzw gemessen werden).

    1. Sehr geehrter Jürgen,

      vielen Dank für Ihren Kommentar und die ausführlichen Erläuterungen.

      Ich bin absolut bei Ihnen, dass mit einigen 5S-Workshops noch kein Lean Management eingeführt ist. Dazu gehört auf jeden Fall die Unterstützung des Managements und es muss ein grundsätzliches Umdenken im Unternehmen auf allen Ebenen stattfinden. Dies passiert natürlich nicht von heute auf morgen.

      In diesem Artikel ist es nicht mein Anspruch, Lean Management bzw. dessen Einführung in seiner Gänze darstellen zu wollen, sondern lediglich einen Überblick über die Grundprinzipien im Vergleich zu geben.

      Beste Grüße,

      Manuel Simon

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert